Mentale Stärke im Nachwuchssport – Interventionen für Kinder und Jugendliche
Am 27.09.2025 fand im Deutschen Tischtenniszentrum in Düsseldorf der 8. Tag der Sportpsychologie statt. Unter dem Motto „Mentale Stärke im Nachwuchssport: Interventionen für Kinder und Jugendliche“ kamen Expertinnen und Experten, Trainer, Athletinnen und Athleten zusammen, um über aktuelle Konzepte, Erfahrungen und praxisnahe Strategien für Kinder und Jugendliche im Leistungssport zu diskutieren. Auch die Schachjugend Ruhrgebiet war vor Ort.
Gastfamilienkonzept statt Internat
Zu Beginn wurde ein innovatives Programm des Jugendamts Düsseldorf und des Deutschen Tischtenniszentrums in Zusammenarbeit mit mehreren Vereinen vorgestellt. Es setzt auf familienähnliche Wohnstrukturen für jugendliche Leistungssportler ab 14 Jahren. Ein Eishockeytalent aus Hannover berichtete von seinen positiven Erfahrungen mit diesem „Gastfamilienkonzept“, das eine Alternative zur klassischen Internats- oder Hotelunterbringung darstellt.
Resilienz im Nachwuchssport
Die Sportwissenschaftlerin und systemische Coachin Danijela Bradfisch sprach über Resilienz als Entwicklungsprozess. Sie betonte, dass Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungsphasen hier besonders verletzlich seien und Trainer und Trainerinnen gezielt Stressoren in spielerischer Form ins Training einbauen sollten. Spiele böten eine fehlerfreundliche Umgebung, in der u.a. Wettbewerbssituationen, soziale Interaktionen und positive Emotionen gefördert werden können.
Stressbewältigung im Leistungssport
Janosch Daul (sportpsychologischer Berater) stellte in seinem Vortrag „Kein Stress mit dem Stress“ verschiedene Strategien vor. Er plädierte dafür, junge Sportlerinnen und Sportler als Ganzes zu sehen und Trainingsreize so zu gestalten, dass sie weder über-, noch unterfordern. Er führte gemeinsam mit den Teilnehmenden exemplarisch die Atementspannung, die 3-2-1-Technik und Body2Brain-Übungen durch, als mögliche Strategien für den Umgang mit akutem Stress; betonte jedoch auch, dass solche Techniken erstmal unter ruhigen Bedingungen trainiert werden müssen, um sie erst dann in einem nächsten Schritt auch unter Stressbedingungen zu üben.
Stimmen aus der Praxis: Nachwuchsathleten berichten
Besonders eindrucksvoll waren die Erfahrungsberichte zweier junger Talente, die regelmäßig ein sportpsychologisches Coaching erhalten: Adam Dohan (13 J., Deutscher Meister U13 im Tischtennis) schilderte, wie er mithilfe sportpsychologischer Strategien gelernt hat, Provokationen besser zu verarbeiten und seinen Fokus im Spiel neu auszurichten. Alicia Kovalskyy (13 J., Deutsche Meisterin U10w im Schach, WM-Qualifikation 2025) berichtete, wie sie durch das Konzept der „Schubladen“ gelernt hat, hilfreiche Gedanken von Störenden zu trennen und letzteren während einer Partie bewusst eine Pause zu geben. Beide betonten, dass die erlernten Techniken nicht nur im Sport, sondern auch in ihrem Alltag – etwa bei Prüfungen oder im sozialen Umfeld – deutlich positive Effekte zeigen.
„Wieviel Druck vertragen Kinder und Jugendliche?“
Der ehemalige Fußball-Bundesliga-Trainer Peter Neururer sprach über seine Erfahrungen im Profifußball. Er hob hervor, dass Trainer und Trainerinnen ihre Spielerinnen und Spieler persönlich als Menschen kennen müssen, um sie richtig einschätzen und fördern zu können. Niederlagen seien keine Rückschläge, sondern Lerngelegenheiten. Wichtig sei außerdem, dass Stamm- und Ersatzspielende gleichermaßen Wertschätzung erfahren, um das Mannschaftsgefüge zu stärken.
Mentale Stärke als Schlüsselressource
Björn Korfmacher (Sport-Mentaltrainer) berichtete, dass Jugendliche häufig mit bestimmten Schwierigkeiten an ihn herantreten, insbesondere starke Nervosität, Druck oder Wutausbrüche. Seine Arbeit zielt darauf ab, insbesondere das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu stärken und gesunde Mindsets zu entwickeln.
Erfahrungsbericht von Oliver Fink
Der langjährige Bundesligaspieler Oliver Fink (Fortuna Düsseldorf) betonte, dass „Selbstvertrauen das A und O“ sei. Trainer und Trainerinnen „müssen nicht alles können, (…) aber ansprechbar sein, zuhören und Werte vorleben“. Besonders wichtig sei es, dass Trainer und Trainerinnen auch emotionale Unterstützung leisten können. Für seine eigene Karriere habe er gelernt, Selbstzweifel im Spiel gar nicht erst zuzulassen und „nur im Außen“ zu sein. Neben Entspannungstechniken habe ihm Yoga geholfen, wobei er in diesem Zusammenhang während seiner Sportlerkarriere Sportpsychologen als wertvolle Begleiter erlebte.
Fazit
Der 8. Tag der Sportpsychologie machte deutlich, wie vielfältig und praxisnah sportpsychologische Ansätze im Nachwuchsleistungssport sportartenübergreifend sind. Ob durch Gastfamilienkonzepte, Resilienzförderung, Stressbewältigung oder die Stärkung von Selbstvertrauen – mentale Stärke ist ein entscheidender Erfolgsfaktor! Darüber hinaus zeigen die vorgestellten Methoden und Erfahrungsberichte, dass sportpsychologisches Coaching nicht nur die sportliche Leistung verbessert, sondern auch das persönliche Wachstum junger Athletinnen und Athleten nachhaltig unterstützt.